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Kolumne

Zwischen Kreuz und Pranger

03.10.2023

Es sind herausfordernde Wochen für die Christenheit. Nach der Veröffentlichung der Missbräuche in der römisch-katholischen Kirche und der Enthüllungen rund um die ehemalige christliche Privatschule „Domino Servite“ ist guter Rat teuer, und wer sich etwas Gutes tun möchte, der verzichtet besser auf das Lesen der Kommentarspalten grosser Medienhäuser. Wenn man bedenkt, dass nur aufgeschaltet wird, was der Netiquette entspricht, möchte man sich nicht ausmalen, welche Kommentare beim Host hängenbleiben. 

Aber auch unter Christen scheint es zwei Lager zu geben. Jene, die es begrüssen, dass Unrecht der Vergangenheit aufgedeckt, benannt und aufgearbeitet wird mit dem Ziel künftiger Prophylaxe. Und jene, die eine antichristliche Stimmung in Gesellschaft und Medien ausmachen, die das Ziel hat, alles Christliche zu diskreditieren und die Gläubigen zum Schweigen zu bringen. Diese beiden Ansichten haben Spaltpotenzial, wären aber durchaus vereinbar. 

Da ist einerseits die Aufarbeitung. Auch Christen sind Menschen. Auch sie machen Fehler. Unabhängig davon, ob sich Vorwürfe erhärten oder als haltlos erweisen, ist uns vorausgesagt, dass die Wahrheit eines Tages auf den Tisch kommen wird. In Lukas 12,2 stehen Sätze mit Sprengkraft: „Nichts, was verborgen ist, bleibt verborgen; alles wird ans Licht kommen. Und nichts, was geheim ist, bleibt geheim; alles wird bekannt gemacht werden“ (NGÜ). Diese Worte sind Aufforderung und Ansporn, sein Leben immer wieder im Licht Gottes zu überprüfen und in Ordnung zu bringen. Bei Gott und Menschen. Keine Sünde ist bei Gott unverzeihbar, auch wenn dies in Anbetracht der Dimension einer Verfehlung schwer über die Lippen gehen mag. Daneben tröstet aber auch die Gewissheit, dass auch falsche Anschuldigungen eines Tages ans Licht kommen werden. 

Auch zur Bedrängnis äussert sich Jesus im gleichen Kapitel. „Meine Freunde, ich sage euch: Fürchtet euch nicht vor denen, die euch das irdische Leben nehmen können; sie können euch darüber hinaus nichts anhaben“ (Vers 4). Diese Sätze lassen vermuten, dass Christen in der Gesellschaft auf Widerstand stossen werden. Dass die Botschaft der Liebe Gottes und seiner Erlösungstat nicht allen schmeckt. Und dass es Auswirkungen haben kann, deren Dimensionen schwer kalkulierbar sind. In der ganzen Auseinandersetzung um die Bedeutung von Christen in der Gesellschaft sind deshalb drei Dinge wichtig: Gottesfurcht, Glaubwürdigkeit und Geduld.

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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