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Kolumne

Zurück auf Feld 1

30.01.2023

Christoph Zingg
Christoph Zingg

Es war Anfang Dezember, als ich für die Stiftungsaufsicht einige Dokumente bereinigen und verschicken wollte. Wir arbeiten mit einer neu eingerichteten Cloud-Lösung, die bis dahin einigermassen funktioniert hatte. Ich suchte den entsprechenden Ordner – nichts. Ich suchte nach anderen Ordnern – nichts. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich – konnte es wirklich sein, dass sämtliche Stiftungsdaten der letzten Jahre verloren gegangen waren? Ich öffnete meinen Laptop, ging auf die lokale Festplatte „Nextcloud“, in der Hoffnung, da noch etwas zu finden. Nichts.

Meine schlimmsten Befürchtungen hatten sich erhärtet. Der herbeigerufene IT-Fachmann (ja, ich hegte schon länger Zweifel, dass er, ein ausgewiesener Spezialist für Web-Design, der richtige Mann zum Aufbau und zur Betreuung unserer Synology ist) versprach Abhilfe, setzte einen Scan in Gang. Nach zweieinhalb Wochen kam er kleinlaut, der Scan sei abgestürzt, er brauche einen neuen Plan, und eben, äh, für ein anständiges Back-up einzurichten hätte damals die Zeit gefehlt…

Ich entzog ihm den Auftrag, wandte mich, zurück­geworfen auf Feld 1, an einen Fachmann meines Vertrauens. Ihm gelang es zwar, die meisten Dokumente wieder zu „holen“: rund 120 000 Files, unbeschriftet und nicht zugeordnet. So blieb vieles liegen, musste ich die Stiftungsaufsicht vertrösten, Finanzgesuche verschieben, die Ordnerstruktur wiederherstellen, Dokumente aus verschickten oder erhaltenen E-Mails herausfischen … und mich in Geduld und Gottvertrauen üben. Letzteres habe ich, und dafür bin ich dankbar; Ersteres fiel mir nicht immer leicht.

Und manchmal war ich einfach nur dankbar, dass Moses die Zehn Gebote auf zwei Steintafeln vom Berg Gottes runtergebracht hatte – und nicht auf einer Festplatte.

Christoph Zingg ist Pfarrer, Geschäftsführer der Stiftung „Tür auf – Mo Vinanvon“ und Projektleiter der Mbara Ozioma Foundation.

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