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Kolumne

Wertschätzung

04.03.2024

Mangelnde Wertschätzung ist einer der häufigsten Gründe, weshalb Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Job kündigen. Dabei wäre es so einfach wie spannend, eine Kultur der Wertschätzung zu etablieren.

Sie wirkt bedrückt, ist stiller als sonst. Auf Nachfragen hin murmelt sie etwas wie „hätte doch was sagen können …“ ??? Weiteres Nachfragen.

Seit 20 Jahren im Betrieb, Raumpflegerin, gebürtige Nigerianerin, der Liebe wegen in die Schweiz gezogen, auch nach der Scheidung der Kinder wegen hiergeblieben. Sie hat gelernt, dass man Chefs gehorcht und schweigt. Arbeitet dann, wenn andere abends heimgehen oder bevor sie morgens kommen. Wird wenig wahrgenommen, aber ihre Arbeit von den anderen Mitarbeitenden geschätzt. War ein wenig stolz auf ihr 20-Jahre-Jubiläum. Keiner hat was gesagt, also doch, einige Koll­eg­­­in­​nen und Kollegen, die das im Sinn hatten, haben gratuliert, ein „Merci“-Schöggeli spendiert. Aber von den Chefs? Fehlanzeige, Schweigen im Walde. Einige Tage hat sie gewartet, dann gehofft, und schliesslich resigniert.

Mit ihr bin ich traurig – auch ungehalten. Ich weiss nicht, wie gross der Betrieb genau ist, in dem sie arbeitet. Ich weiss nicht, ob es ein Personalreglement gibt und ob und was da drin steht. Wohl kaum etwas zum Thema Wertschätzung am Arbeitsplatz. Obschon dies etwas vom Wichtigsten ist, was Mitarbeitenden entgegengebracht werden dürfte. Eine Kultur der Wertschätzung zu etablieren, kostet wenig – und bewirkt viel. Vom einfachen „Guten Morgen“ über ein ehrlich gemeintes „Wie geht es Ihnen heute?“ bis zu „Danke für 20 Jahre Treue“ und sowieso dem Fördern eigener Talente in Kaderpositionen: Wertschätzung aus der Führungsetage ist das A und O! 

Vielleicht liest der Chef meiner Bekannten aus Nigeria IDEA. Vielleicht sogar diese Zeilen. Mein Rat unter Führungskräften: Ab in den nächsten Blumenladen! Und genauso „tiffig“ hinter die Überarbeitung des Personalreglements. Dafür, eine Kultur der Wertschätzung zu begründen, ist es nie zu spät.

Christoph Zingg ist Pfarrer, Geschäftsführer der Stiftung „Tür auf – Mo Vinavon“ und Projektleiter der Mbara Ozioma Foundation.

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