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Kolumne

Wenn die Seele krankt

18.10.2022

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Die Schweizer Biathlon-Szene steht unter Schock. Der 43-jährige Walliser Athlet Simon Hallenbarter hat sich im Alter von 43 Jahren das Leben genommen. Dreimal nahm er an Olympischen Spielen teil, achtmal war er bei Weltmeisterschaften am Start und schaffte es im Weltcup zehnmal in die Top Ten. Hochanständig sei er gewesen, ein lieber Kerl, heisst es aus seinem Umfeld. Doch offenbar wusste kaum einer, wie es zuletzt psychisch um ihn stand. Die Olympia-Silbermedaillen­gewinnerin Selina Gasparin bringt es im Blick auf den Punkt: „Harte Schale, weicher Kern.“ Hallenbarter ist einer von knapp tausend Schweizerinnen und Schweizern, die jedes Jahr ihrem Leben ein Ende setzen. Der einzige Lichtblick an dieser Sache ist, dass der Trend nach unten zeigt. Anfang Oktober veröffentlichte das Bundesamt für Statistik seine Zahlen und stellte fest, dass die Suizide zum ersten Mal seit 1964 unter die Tausender­grenze gefallen sind. Vorbei sind die Zeiten, als die Schweiz zusammen mit Japan von der Spitze der zweifelhaften Rangliste grüsste. Doch die erfreuliche Entwicklung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir immer noch weit oben sind und dass jedes Schicksal für Betroffene und Hinterbliebene mit unglaublichem Schmerz verbunden ist. Der neueste Bericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums stimmt jedenfalls nachdenklich. Vor allem bei den Jugendlichen nimmt die Zahl psychischer Erkrankungen sprunghaft zu. Psychiater sind auf Monate ausgebucht. Pro Juventute führt Suizid als zweithäufigste Todesursache an.

Stress und mangelnde Perspektiven – das scheinen die Treiber dieser Entwicklung zu sein. Stellt sich die Frage, was wir als Christen, die Teil dieser Gesellschaft sind, diesem Trend entgegenhalten können? Natürlich sind psychische Krankheiten viel komplexer, als dass man sie einfach wegbeten könnte. (Obwohl ich diese Möglichkeit unter keinen Umständen ausschliessen möchte.) Trotzdem fasziniert mich in diesem Zusammenhang immer wieder die Geschichte im 1. Buch der Könige, Kapitel 19. Wie Gott dem lebensmüden Elia am Bach Krit begegnete und seine Bedürfnisse stillte, könnte auch für uns eine Inspiration sein. „Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“ – In diesem Satz ist alles drin, wonach die Seele schreit. Nahrung, Ruhe und Perspektive. Und das Beste: Gott ist derselbe – ­damals wie heute.

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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