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Kolumne

Vom Mangeldenken

11.12.2023

Christian Bachmann
Christian Bachmann

Kurz vor Jahresende hat dieser Ausdruck gute Chancen, das Unwort des Jahres zu werden: der Fachtkräftemangel. Fast jeden Tag liest und hört man darüber. Neulich rätselte ich mit einem Kollegen aus dem Sozialbereich über die Ursachen. Gemäss dem Bundesamt für Statistik waren Ende letzten Jahres über 120'000 Stellen unbesetzt.
Die Gründe sind vielfältig: Die Wirtschaft hat sich wieder erholt, viele suchen gleichzeitig Personal. In einigen Berufen wie in der Pflege wird zu wenig Nachwuchs ausgebildet. Immer mehr Menschen arbeiten Teilzeit. Mitarbeitende schulen sich um, weil sie wegen langer Schichten, tiefer Löhne, zu viel Stress und fehlender Wertschätzung unzufrieden sind. Im Verkauf, in der Pflege, auf dem Bau.
Es ist bezeichnend für unsere Gesellschaft: In einem Wort, das den Puls der Zeit trifft, ist der Mangel enthalten. „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet“, sagt Jesus. Wir sind auf den Mangel fixiert statt auf die Lösung. Dabei bieten schwierige Situationen die Chance, die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen. Gestiegene Ansprüche wie das Bedürfnis nach Rund-um-die-Uhr-Shopping ohne Ruhetag tragen ihren Teil zum Fachkräftemangel bei. 
Das Stadtspital Zürich hat den Turnaround geschafft und den Pflege­notstand entschärft. Mit höheren Löhnen und der Einführung von Gleitzeit. In unserer Stiftung besetzten wir eine verwaiste Position, indem wir zwei Stellen verknüpften. Flexibilität ist heute mehr denn je gefragt.
Könnte es sein, dass wir im Leben allgemein auf den Mangel fokussiert sind statt auf Gottes Versorgung? Wenn mich negative Gedanken plagen oder ich mir wieder einmal unnötige Sorgen mache, dann bete ich einen der bekanntesten Psalmen: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Verheissungsorientiertes statt problemorientiertes Denken ändert alles.

Christian Bachmann ist Finanzfachmann bei der Stiftung Ancora-Meilestei, einem Sozialunternehmen in Wetzikon.

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