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Kolumne

Und was noch?

20.11.2023

Warum Führungskräfte weniger reden und mehr zuhören sollten – und was die wichtigste Frage für gelingende Zusammenarbeit ist. 

Jeden Donnerstag setze ich mich mit meinem Team zusammen, um die vergangene Woche auszuwerten und die anstehende vorzubereiten. Kürzlich sprachen wir darüber, was uns besonders gut gelungen ist und an welchen Stellen wir nicht weiterkamen. Ich hörte interessiert zu, wiederholte, was ich verstanden hatte, und stellte diese eine Frage, deren kraftvolle Wirkung ich in meiner Ausbildung zur Systemischen Beraterin schätzen gelernt habe: „Und was noch?“

Die Frage schwebt meist eine kleine Weile im Raum, bevor sie beantwortet wird. Wer sie stellt, muss das Unbehagen einer kurzen Pause aushalten, die im eigenen Empfinden meistens länger ist, als es der Sekundenzeiger auf der Uhr anzeigt. In diesem Moment ist Sendepause für den Fragenstellenden, was wiederum dem Antwortenden eine Denkpause verschafft. Ein kurzer Moment, um sich zu fragen, ob man wirklich sagen sollte, was einem neben abgeschlossenen Aufgaben und offenen To-dos eigentlich auf dem Herzen liegt. 

Diese Frage ist so offen, dass sie nur stellen sollte, wer sich der Antwort, die meistens Unangesprochenes zutage fördert, stellen mag. Denn wer tiefer bohrt, findet nicht immer nur die Goldader, sondern trifft manchmal auch eine Abwasserleitung. Doch genau das macht für mich die Kraft dieser Frage aus: Sie gibt uns die Gelegenheit, Dinge zu hören, die wir manchmal nicht wahrnehmen (wollen). Sie gibt unserem wertvollsten Gut, unseren Mitarbeitenden, die Chance, mit ihren Anliegen gehört zu werden. Es ist eine gute Möglichkeit, Zwischenmenschliches anzusprechen oder etwas, was nicht bis zum Jahresgespräch warten kann und sollte – und entlastet uns als Führungskräfte vom Gefühl, ständig selbst reden zu müssen. Sie schenkt allerdings nicht nur Freiraum zum Zuhören, sondern kommt auch mit der Verantwortung einher, das Gesagte ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln.

Elisabeth Schoft leitet die Marketing- und Pressearbeit bei Fontis, ist Autorin und unterstützt junge, weibliche Führungskräfte als Systemische Beraterin.

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