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Kolumne

Sehen und gesehen werden

20.03.2023

Marcel Mettler
Marcel Mettler

Wir leben in einer Zeit, in welcher der Wunsch zu sehen und gesehen zu werden omnipräsent ist. Die in der Regel die strahlende Sonnenseite zeigenden Social-Media-Kanäle erhöhen den Druck, sich immer extravaganter darzustellen. Influencer geben uns vor, was en vogue ist, unsere sozialen Netzwerke definieren durch die Anzahl Clicks oder die Anzahl Kontakte, die uns folgen, unseren Wert!? Gleichzeitig fühlen sich mehr Menschen einsam als je zuvor, sie fühlen sich weder gesehen noch wahrgenommen. Dass das Internet nicht die Antwort auf diese Einsamkeit ist, zeigte mir ein kürzliches Feedback zur Verweildauer auf unserer CISA-Homepage. Gemäss den Fachleuten liegen wir mit 1,32 Minuten eher hoch, normal sei eine kürzere Verweildauer …    

In meinen Beratungen von Institutionen ist das Nichtgesehen- oder Nichtverstandenwerden von Menschen immer wieder Thema. Sei es im Spannungsfeld von Vorständen und Geschäftsleitung oder in Konflikten in der Mitarbeiterschaft. Das Fördern eines achtsamen Umgangs in der Interaktion ist einer der Schlüssel, damit sich Menschen wahrgenommen fühlen. Es gilt immer wieder Wege zu suchen, um die Menschen, mit denen wir unterwegs sind, erleben zu lassen, dass sie gesehen und gehört werden. Dies gilt auch und wohl besonders dort, wo sie kontroverse Gedanken oder Kritik zu meiner Meinung äussern. Wo eine solche Kultur gelebt wird, wächst Authentizität und Freiheit. Das ermöglicht Herzensbegegnungen und Menschen erleben, dass sie gesehen werden. Und ja, es besteht das Risiko, dass wir verletzt werden. Doch es lohnt sich, dieses Risiko einzugehen, denn echte Beziehungen brauchen Herzensbegegnungen. Wie ermutigend ist da zu wissen, dass wir einen Gott haben, der nicht, wie wir Menschen das oft tun, auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare – nämlich unser Herz – sieht!

Marcel Mettler ist Geschäftsführer der Christlichen Institutionen der Sozialen Arbeit (cisa-schweiz.ch) und Präsident der Quellenhof-Stiftung.

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