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Kolumne

Protestanten

01.10.2023

Vor einigen Wochen fand in der schottischen Hafenstadt Glasgow die Rad-Weltmeisterschaft statt. Um die 8000 Athletinnen und Athleten kämpften in 13 verschiedenen Disziplinen um 218 Medaillensätze. Die Männer mussten über 270 km bewältigen. Da am Sonntag, an dem dieses Rennen stattfand, ausnahmsweise Regen angesagt war, richteten wir es uns am Nachmittag gemütlich ein und hofften, dass einer der Schweizer Trümpfe stechen würde. Daraus wurde aber nichts, obwohl die Schweizer ein sehr gutes Rennen zeigten.

Irgendwann kamen seltsame Bilder über den Bildschirm. Da war keine Spitzengruppe voraus und wurde vom Feld gejagt. Kein Fahrer hatte einen Defekt. „Rien ne va plus!“ Das Rennen wurde blockiert! Eine Stunde lang mussten sich die Sportler gedulden! Schuld daran waren, so klärte der Sportreporter auf, die „Protestanten“! Über diesen Freudschen Versprecher haben wir uns köstlich amüsiert. Zwei, drei Sätze später wiederholte der Reporter diese Aussage. Viel später folgte noch einmal dieselbe Beschuldigung: Die Protestanten haben das Rennen blockiert. 

Doch irgendwie passt das nicht zum Bild der heutigen Protestanten und Christenheit. An vielen Orten sind Christen harmlos geworden. Wo sind heute die „Protestanten“, die sich für Gleichberechtigung, die Unterdrückten, die Ausgebeuteten, die Randständigen einsetzen und gegen die Gier der Reichen, das Aufkommen extrem nationalistischer und anderer extremer Bewegungen, Fremdenhass und die mannigfaltigen Ungerechtigkeiten aufstehen? Vor 60 Jahren hatte der Protestant und Baptistenpastor Martin Luther King einen Traum. Er protestierte. Er tat dies gewaltlos. Er bezahlte diesen Einsatz mit seinem Leben. Dennoch hat sich der Protest gelohnt!

Thomas Prelicz ist Mitarbeiter der Reformierten Kirche Küssnacht am Rigi.

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