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Kolumne

Kein Grund zum Feiern

11.10.2022

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen, sagt der Volksmund. Diese Redewendung spricht mir aus dem Herzen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich mag feierliche Anlässe. Egal ob es sich um das alljährliche Winzerfest, die Meisterfeier meines Lieblingsclubs, die erfolgreiche Abschlussprüfung meiner Auszubildenden, die Silberhochzeit von Freunden oder den eigenen Geburtstag handelt. Was gibt es Schöneres, als sich über einen persönlichen Erfolg, die Geburt eines neuen Erdenbürgers oder das Erreichen des nächsten Lebensabschnittes zu freuen und mitzufeiern? Umso irritierter war ich, als kürzlich eine Einladung zum 20-jährigen Bestehen der Fristenlösung ins Haus flatterte. Ich brauchte ein paar Momente, um die Fassung wiederzuerlangen. Tausend Gedanken jagten durch meinen Kopf. Ich erinnerte mich an die heftig geführten Diskussionen, als christliche Kreise das Referendum einreichten gegen die von der Regierung beschlossene Änderung im Schweizerischen Strafgesetzbuch und es anschliessend zur Volksabstimmung kam. 72 Prozent der Bevölkerung stimmten für die Fristenlösung. Das Selbstbestimmungsrecht siegte über den Schutz des ungeborenen Lebens. Als jungem Journalisten war mir schon damals klar, dass weitere Forderungen folgen würden. Und sie kamen. Spätestens beim „Jubiläum“ Ende September legten die Initianten ihre Karten auf den Tisch: Abtreibung soll aus dem Strafgesetzbuch gestrichen werden.

Während bei anderen gesellschaftlichen Anliegen gerne aus der Bundesverfassung zitiert wird, ist es in Bezug auf den Schwangerschaftsabbruch verdächtig ruhig. Sätze wie „In der Verantwortung gegenüber der Schöpfung“, „Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen“ oder „Die Würde des Menschen ist zu achten und zu schützen“ findet man in diesem Kontext vergeblich. Ja, sie tönen gar wie ein Hohn. Bei allem Verständnis für die dramatischen Schicksale, die hinter vielen Abtreibungen stehen, und im Wissen um die Notwendigkeit, dass betroffene Frauen und Männer mit allen Mitteln unterstützt werden müssen, fällt es mir schwer, zu verstehen, wie man eine Abtreibung zum Selbstläufer durchwinken und diese Errungenschaft auch noch feiern kann. In unserem Land sind genug Mittel vorhanden, um Leben zu schützen. Die Frage ist, ob auch der Wille dazu vorhanden ist. Und zwar zum Wohle der Mutter und des Kindes.

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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