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Kolumne

Hätte ich es selbst gemacht …

25.03.2024

„Oh Mann, hätte ich es doch nur selbst gemacht, es wäre einfacher gewesen …“ Dieser Gedanke kommt mir oft in der Kindererziehung.

Reifenwechseln ist für mich normalerweise eine Hochleistungsaktion – es geht mir immer um die Zeit: Kann ich mich dieses Jahr wieder toppen? Schliesslich habe ich einen neuen Wagenheber gekauft. Also mache ich mich bereit, „mise en place“ wie in der Küche, stelle meinen Timer und dann … der Moment, der gefühlt alles zerstört: „Papi, darf ich dir helfen?“ Alles in mir schreit NEIN! Aber als „guter“ Papi lege ich die Zeituhr beiseite, antworte bemüht-begeistert: „Klar, sehr gern, das freut mich.“ 

Es war die richtige Entscheidung. Als wir die Reifen wechselten, begann mein Sohn plötzlich „Grosser Gott, wir loben dich“ zu singen. Mitten im Quartier, die Nach­­barn waren auch draussen. Er sang nicht gerade leise. Ich stimmte mit ein und obwohl wir mit Sicherheit fünfmal länger brauchten, war es eine unvergessliche Zeit.

Aber wie sieht es in meinem Berufsalltag aus? Wenn meine Mitarbeitenden langsamer, komplizierter, ärmer an Ressourcen sind, als ich mir wünsche? Gehe ich da auch diese Extrameile? Bin ich bereit, mich zu verschenken? Erkenne ich das Verborgene? Das, was die junge Person vielleicht selbst noch nicht sieht?

Oft wird eher „gewettert“: Typisch die junge Generation „Snowflake“ – sehen gut aus, aber auf dem Boden der Tatsachen schmelzen sie und wollen keine Verantwortung übernehmen! Oder: Erst müssen sie sich beweisen, dann können sie ... 

Unser Auftrag in der Leiterschaft ist anders, sagt Jesus: „Macht sie zu meinen Jüngern …“ Das heisst: Investiert in sie, verschenkt euch, nehmt euch ihrer an. Das ist für mich gute Leiterschaft. Sie rechnet nicht, fordert nicht, vergleicht nicht. Sie freut sich, wenn jemand sagt: „Ich will.“ Sie sieht auch in der jungen Generation einen Schlüssel für die Zukunft. Ich will die Menschen SEHEN, HÖREN und ihnen eine echte Chance zur Entwicklung geben. Nicht wie sie in unseren Augen zu sein hätten, sondern so, wie sie geschaffen und begabt sind.

Michael Dufner ist Mitglied der Leitung der FEG Schweiz (feg.ch) und Leiter Sprungbrett Nachwuchsförderung (feg-sprungbrett.ch).

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