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Kolumne

Glaube – Achtung privat!

29.11.2022

Daniel Rehfeld
Daniel Rehfeld

Ich gebe zu, dass ich trotz meines journalistischen Hintergrunds eher ein seltener Gast in den sozialen Netz­werken bin. Natürlich wäre es reizvoll, als langjähriger Mitarbeiter in der Jugendarbeit kultige Tiktok-Filmli zu produzieren oder als ambitionierter Hochzeitsfotograf meine gesammelten Werke auf Instagram anzupreisen. Und für Journalisten, so sagt man, sei Twitter ohnehin unerlässlich. Ich konzentriere mich hingegen lediglich auf zwei Kanäle. LinkedIn für geschäftliche und Facebook für private Kontakte. Dafür investiere ich gerne Zeit für persönliche Begegnungen, soweit es die Ressourcen erlauben.

Letzte Woche nun hat mich seit Monaten wieder einmal eine „persönlich generierte“ Meldung von Facebook erreicht mit den Worten: „Hi Daniel, ab dem 1. Dezember 2022 werden die folgenden Informationen, die du in deinem Profil unter Infos geteilt hast, entfernt: religiöse Ansichten.“ Dann wird drauf hingewiesen, dass meine übrigen Informationen und Kontaktangaben erhalten bleiben werden. Heisst im Klartext: Mein Beziehungs­status, meine sexuelle Orientierung und meine politischen Präferenzen sind weiterhin von Bedeutung, während mein Glaube in den Hintergrund gedrängt wird. Nicht, dass ich mir etwas hätte zu Schulden kommen lassen, aber es scheint zum Zeitgeist zu passen, dass der Glaube immer mehr ins Privatleben abgeschoben wird.

Während das nationale Parlament diesen Sommer erneut einen Vorstoss abgelehnt hat, „Gott“ aus der Bundesverfassung zu verbannen, wird in gewissen Kantonen nach wie vor über solch ein Vorhaben debattiert. Zum Beispiel in Luzern, dessen Verfassung seit 2007 mit den Worten „In Verantwortung vor Gott“ beginnt. Diese Formulierung steht derzeit zur Diskussion. Aus naheliegendem Grund. Kirchen verlieren immer mehr die Deutungshoheit, der Glaube an Gott ist fluid geworden, um ein angesagtes Fremdwort zu bemühen. Der katholische Theologe Stephan Schmid-Keiser lässt die Frage nach dem Gottesbezug in seinem NZZ-Kommentar zwar ergebnisoffen, weist aber auf die Wichtigkeit der Sinnfrage hin, die uns als Gesellschaft beschäftigen muss. Der Besuch der Wandelhalle im Bundeshaus im Rahmen des IDEA-Tages hat mir diese Woche wieder bildlich gezeigt, wie viel Segen darauf liegt, wenn sich die Politik nicht auf ihre eigenen Kräfte besinnt, sondern auf den Schöpfer. Mein Status wird übrigens auch in Zukunft „Christ – aus Überzeugung“ heissen. Egal, ob er im sozialen Netzwerk veröffentlicht wird oder nicht.  

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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