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Kolumne

Freunde bleiben Freunde

10.10.2023

Letzte Woche habe ich einen Jugendfreund verloren, einen Jahrgänger. Nicht ganz unerwartet, aber doch plötzlich. Vor über 40 Jahren haben wir dieselbe Jungschargruppe besucht, manches Abenteuer erlebt und zuweilen auch Streiche ausgeheckt. Später trennten sich unsere Wege, wie das Leben halt so spielt, aber regelmässig kreuzten sie sich auch wieder. Beim Umzug in meine erste Wohnung schleppte er Kisten, später half er mir aus der Patsche, als ich für einen Teenieclub-Event einen Nikolaus benötigte, so manchen Geburtstag haben wir zusammen gefeiert. Viel gelacht, aber auch tiefe Gespräche geführt. In einem der letzten Gespräche kamen wir auf seinen Gesundheitszustand zu sprechen. Eine schwerwiegende Krebsdiagnose hatte sein Leben verändert, seine Planung auf den Kopf gestellt. Ich erinnere mich, wie ich nach Worten rang, um das Unfassbare zu artikulieren. Es gelang mir nur ansatzweise. Und eigentlich war er es, der mich bei einem Eisbecher in einem unserer Lieblingslokale ermutigte. Nun ist die Zeit zwischen Hoffen und Bangen vorbei. Nach anderthalb Jahren hat er den irdischen Kampf verloren. Im besten Alter, noch keine fünfzig. Er hinterlässt seine Frau und drei Töchter. Das Gebet um Heilung wurde nicht erhört, dafür ist Michi jetzt zu Hause.

Während ich diese, für einmal sehr persönlichen Zeilen tippe, erinnere ich mich unweigerlich an einen Song aus meiner Jugendzeit, in dessen Refrain es heisst: „Denn Freunde bleiben Freunde, wenn ihr Leben Gott gehört. Und ein Freund bleibt Freund für immer, weil die Freundschaft ewig währt. Es ist schwer nicht hinzusehn, doch Gott selbst wird mit dir gehn.“ Dieses Lied drückt aus, was Freundschaft bedeutet und dass Christen in der Zuversicht leben dürfen, für immer miteinander und mit Gott verbunden zu sein. Über das Leben hinaus. Eine Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts von diesem Sommer verrät, dass Schweizer im Schnitt vier enge und acht erweiterte Freunde haben, dass die Freundschaften sich im Laufe der Jahre verändern und – besonders interessant – dass sich junge Menschen einsamer fühlen als ältere, obwohl diese über weniger Freundschaften verfügen. Für alle Altersgruppen gilt aber, dass Freundschaften zum individuellen Wohlbefinden beitragen, die Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen und Menschen hilfsbereiter machen. Deshalb: Lasst uns Freundschaften pflegen, solange uns die Zeit dafür geschenkt ist.

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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