Film ab

Welchen Film würden Sie gerne schauen? Diese Frage stelle ich mir immer um diese Zeit. Denn ich habe das Privileg, im Auftrag des Jugendsozialwerks ein Open-Air-Kino vorzubereiten. Es findet auf dem Gelände unserer Wohn- und Arbeitsintegration Bernhardsberg statt.

Die Filmauswahl ist gar nicht so einfach. Die Filme sollten aktuell sein und möglichst viele Menschen ansprechen. Sie sollten Humor haben, aber auch Tiefgang. Sie sollten eine gute Botschaft haben, die den Werten des Jugendsozialwerks entsprechen. Bei der Suche lande ich oft bei Filmen, die auf einer wahren Begebenheit beruhen. „Lion“, „Green Book“ oder die Biografie von Aretha Franklin, „Respect“, gehören dazu. Aber wenn ich dann das aktuelle Kinoprogramm durchkämme, sind solche Meisterwerke rar. Wo sind bloss die guten Geschichten? 

Beim Austausch mit meinen Arbeitskollegen werde ich rascher fündig: Zum Beispiel jene Geschichte von den beiden Brüdern auf der Flucht, 12 und 16 Jahre alt. Sie kamen auf abenteuerliche Weise ohne Eltern in die Schweiz und fanden in einem unserer Wohnheime vorübergehend ein Zuhause. Die Begegnung mit den anderen Bewohnern veränderte alle. Alle lernten dazu und wurden reifer. Oder die Geschichte der 14-jährigen Flavia, die drei Monate nicht in die Schule ging, weil sie gemobbt wurde. Im Tagesstruktur-Angebot „Take off“ schöpfte sie neue Kraft. Zurück in ihrer Klasse ermutigt sie heute ihre Mitschüler, sich gegen Mobbing zu wehren. Oder die drei Jugendlichen, die drei Jahre lang für einen eigenen Jugendraum kämpften. Als ihr Traum Wirklichkeit wurde, waren sie zwar aus dem Alter des Zielpublikums heraus. Dennoch waren sie an jedem Ausräum-, Putz- und Umbautag mit dabei.

Das Leben schreibt eben doch die besten Geschichten.

Mirjam Jauslin ist Leiterin ­Kommunikation bei der Stiftung Jugendsozialwerk Blaues Kreuz BL.