Die Hoffnung ist stärker

Das neue Projekt in Nigeria nimmt Gestalt an: Trotz vieler Herausforderungen wurde der erste Lehrgang auf unserer Songhai-Farm eröffnet.

Vor mir breitet sich ein bunter Bilderbogen aus: Menschen in grünen T-Shirts, Setzlinge in der Hand, am Fachsimpeln. Zwei Männer in einer schnurgeraden Grube, die die Schalung für eine Grundmauer justieren. Zwei Frauen führen einen schwarzen Schlauch und bringen kostbares Wasser zu jungen Pflanzen. Ein Schweinekoben; vier Schweine suhlen sich, ihre dunklen Äuglein glänzen fröhlich. 

Es sind Bilder aus den ersten Tagen unserer neuen Bio-Farm, die das Portfolio unserer Berufsschule in Umunumo im Zentrum Nigerias abrunden wird. Vom Sämling bis zum Dünger – hier soll ein landwirtschaft­licher Kreislauf entstehen, der Nahrungssicherheit ermöglicht und der Natur gerecht wird.

Landkäufe, notarielle Beglaubigungen, Vermess­ungen, Beschaffung von Werkzeug und – wenigen, denn vieles bleibt Handarbeit – Landmaschinen, die Rekrutierung der ersten Auszubildenden haben die letzten Monate bestimmt. Ein oft gewaltdurchsetzter politischer Alltag, Korruption, Armut, steigende Jugendarbeitslosigkeit und schamlos hohe Energiepreise brachten dieses so wichtige Projekt immer wieder in die Nähe des Scheiterns. Trotz allem: Wir wagen es. Gegen alle Widerstände und Ungewissheiten. Die Welt präsentiert sich grad nicht besonders hoffnungsvoll. Umso wichtiger scheint es uns, ein Zeichen der Hoffnung zu setzen. Obschon noch vieles fehlt. Und obwohl wir keine Garantie haben, dass es auch wirklich gelingt. Doch wir haben das Wichtigste: Menschen, die daran glauben und ihre Hände und Herzen dafür einsetzen. Gott, der an diese Menschen glaubt. Und in dessen Namen wir säen und, so hoffen wir, ernten dürfen. Die Hoffnung ist stärker. Das ist auch eine Weihnachtsbotschaft. Oder Ostern. Oder, noch schöner: beides zusammen.

Christoph Zingg ist Pfarrer, ­Geschäftsführer der Stiftung „Tür auf – Mo Vinanvon“ und Projektleiter der Mbara Ozioma Foundation.