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Kolumne

Amen! Oder doch nicht?

20.11.2023

Vielleicht kommt Jesus ja bald zurück. Das wäre schön!“, meint meine Freundin schwärmerisch. Ich schlucke den dicken Kloss im Hals hinunter. „Amen, komm, Herr Jesus!“, schrieb auch Johannes vor fast 2000 Jahren am Ende der Offenbarung. Amen?

Natürlich gab es Zeiten in meinem Leben, da habe ich mir nichts mehr gewünscht, als dass Jesus bald wiederkäme. Es waren sehr düstere Zeiten. Aber heute würde ich wohl eher schreiben: „Amen, ja komm – aber wegen mir brauchst du dich nicht zu beeilen. Mir geht es gut hier.“

Bin ich ein schlechter Christ, wenn ich so empfinde? Warum sehne ich mich nicht stärker nach Seiner Rückkehr? Es gibt doch so viel Leid in der Welt, Kriege, Ungerechtigkeit … 

Ich sitze im Bus und grüble – einmal mehr – voller Schuldgefühle über diese Frage nach. Da kommt mir ein unerwarteter Gedanke. Stellen Sie sich folgende Szenerie vor: Ein Kind ist zu Besuch bei seinem Freund. Als die Eltern kommen, um ihr Kind abzuholen, ist dieses ganz ins Spiel vertieft. Das Kind weint, bettelt, wird wütend, weil es noch ein wenig weiterspielen möchte. Natürlich würden spätestens zur Schlafenszeit die Tränen kommen, weil es nach Hause will. Aber so weit denkt das Kind nicht. 

Was denken Sie: Ist das Kind böse, weil es seine Eltern (noch) nicht vermisst hat? Sind Mama und Papa vom Verhalten ihres Kindes verletzt?

Natürlich nicht! Das Kind ist einfach Kind mit einer beschränkten Wahrnehmung und fehlender Weitsicht. Mama und Papa wissen das! Das Bild vom spielenden Kind und seinen Eltern macht mein Herz ruhig. Nein, ich muss keine künstliche Sehnsucht nach dem Weltende in mir ­„heraufbeschwören“. Ich darf einfach sein. Wie ein Kind …

Sonja Meier arbeitet beim ­Bibellesebund Schweiz als ­Assistentin der Geschäftsleitung.

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